Prolegomena:
PROF. SIN TITULO – Ein Leben Voller Arbeit

Karl-Heinz Korn gehörte zu denjenigen Menschen, die mit 150% Leistungs- und Qualitätsanspruch anspruchsvolle Aufgaben und Herausforderungen meistern konnten. Dabei war er auch gerne bereit immer wieder neue Prozesse aufzuarbeiten, sei es im Lew Kopelew’schen Politbüro, für Inhalte wissenschaftlicher Publikationen oder später mit großem Engagement für ausländische Studierende. An der Universität Köln konnte er diesen Studierenden vielfältige Hilfen bieten, wie die Gewährleistung der Studienrahmenbedingungen, die Ermöglichung von Fördermitteln, Reisen durch die Kulturlandschaft Deutschland, die Bündelung von Kommunikation mit Neugründungen von Hochschulgruppen für ausländische Studierende und viele andere humanistische Unterstützungen, die er häufig mit großem Aufwand auch oftmals gegen konventionelle Grenzen durchgesetzt hat.

Dem humanistisch-sozial geprägten Karl-Heinz war es auch ein großes Anliegen, die Studierenden vor dem Studienabbruch zu bewahren und sie zum Abschluss zu motivieren. Er selbst hatte seine umfangreichen Studien (ca. 18 Semester) ohne ein Examen beendet, um das attraktive Angebot anzunehmen, mit dem russischen Germanisten und Humanisten Lew Kopelew (1912-1997) arbeiten zu können. Sicherlich wäre der sehr sprachbegabte Karl-Heinz mit seinem Rüstzeug und seinen mannigfaltigen intellektuellen Voraussetzungen für eine Professur für slawische und romanische Sprachen prädestiniert gewesen. Dieses Ziel hatte in seiner Studienzeit einer seiner betreuenden Professoren mit Karl-Heinz diskutiert. Seine Eltern waren damals davon gar nicht begeistert, dass Karl-Heinz sie um weitere Verlängerung seines schon viele Semester währenden Studiums bat. Dafür hat er später neben seiner beruflichen Arbeit abends und an den Wochenenden in selbstloser Bereitschaft als „Prof. sin titulo“ unzählige Examens-/Magisterarbeiten und Inauguraldissertationen mit betreut.

Karl-Heinz Korn, 2013 in der KSK Köln mit Freunden und Freundinnen anlässlich der Verleihung des Lew-Kopelew-Preises für Frieden und Menschenrechte an eine Friedensaktivistin und zwei Ärzte aus Syrien
(Foto: Bernd-Michael Maurer)

Karl-Heinz Korn hielt bis zu seinem Lebensende seine pluralistische Agenda aufrecht, sein Leben voller Arbeit zu meistern, die ihn ausfüllte und die der Maxime seines Wollens und seiner großen Interessenlandschaft entsprach. Viele Menschen haben ihm für seine Arbeit gedankt, wie u.a. der Generalkonsul der Ukraine und diverse Hochschulgruppen und eine große Zahl an Freunden und Menschen, denen er immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Für „Freizeit“ blieb da nicht wirklich viel Raum übrig. Er liebte zum Beispiel klassische Musik und gönnte sich in der Philharmonie das eine oder andere Konzert. Was aber nach Möglichkeit in seinem Terminkalender immer gebucht wurde, das war das montägliche Treffen mit seinem Freund, dem Fotografen Bernd-Michael Maurer im Dellbrücker Brauhaus, wo beide neben den entspannten Annehmlichkeiten der Gastronomie auch manche kreative Idee erdachten.

 

(Foto aus dem Privatarchiv, Grafik Andreas Korn)

Fragmente des Lebenswerks: Terminus Post quem

Ein Beweggrund zur Aufbereitung dieser Internetseite ist es gewesen, einige wichtige Dinge aus seinem Leben festzuhalten und im Zeitalter der Digitalkultur aufzubewahren. Hier möchte ich in weiterem Sinne eine symbolische Brücke zwischen Karl-Heinz Korn und Lew Kopelew bilden, der mit seinem Buch „Aufbewahren auf alle Zeit“ (Hoffmann und Campe 1985) versucht hat, persönliche Erinnerungen aufrechtzuerhalten.

Meinem/unserem sehr hilfsbereiten und sehr bescheidenen Bruder soll diese Internetseite gewidmet sein. Hier steht Karl-Heinz, der zu Lebzeiten das Rampenlicht scheute, mit Fragmenten seines Lebenswerks nun gebührend und beispielhaft in der vordersten Position. Mögen Erinnerungen an seine Persönlichkeit über seinen frühen Tod hinausreichen.

(Dr. phil. Andreas Korn, Bonn, den 28.09.2020)

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[Das Foto im Header ganz oben zeigt den Blick auf die „Schaltzentrale“ meines Bruders, also seinen Schreibtisch mit dem Zustand wie er war, als Karl-Heinz ihn vor seinem Tod das letzte Mal verlassen hatte]